Die Kirchen von Fritzens - Die Fresken

Fresken

Anfang 1936 wurde die Ausschmückung der Kirche ausgeschrieben. Die Kosten für die Arbeit durften die Summe von 4.000,-- Schilling nicht überschreiten, die Maler Toni Kirchmayer, J. Strolz aus Innsbruck, sowie Prof. Franz X. Fuchs aus Hall nahmen an der Ausschreibung teil. Das Offert Kirchmayers schied wegen Kostenüberschreitung (6.000,-- Schilling) aus. Das Angebot von Franz X. Fuchs wurde als bestes und passendstes von den Sachverständigen L. K. Graf Trapp sowie den Oberbauräten Menardi und Wiesner zur Ausführung vorgeschlagen. So konnte Meister Fuchs bereits im Juni 1936 mit seiner Arbeit beginnen, nachdem Zimmermeister Plattner die Kirche eingerüstet hatte. Das Rüstholz wurde von den Bauern und Waldbesitzern gespendet, Prof. Fuchs wurde während seiner Arbeit von großherzigen Fritznern in Kost und Wohnung genommen. 

Im Dezember desselben Jahres konnten die Bilder enthüllt werden. Den Bogen, der die Apsis vom Kirchenschiff trennt, schmücken die beliebten Volksheiligen Romedius, Isidor, Leonhard, Elisabeth, Nothburga und die Kleine Theresia. Auf dem Deckengemälde über dem Hochaltar breitet Maria ihren Mantel über das ihrem Schutz unterstellte Gotteshaus aus. Papst, Bischof und Msg. Grinner stehen auf der einen, eine Familie, ein Landesverteidiger und Kanzler Dollfuß auf der anderen Seite unter dem Mantel Mariens. Das von Engeln getragene Schweißtuch Veronikas leitet zum Hauptdeckengemälde über, das die Auffindung des „Heiligen Fritzner Hauptes“ vor dem Hintergrund der alten Ortsansicht mit Fritzenheim umgeben von den 14 Nothelfern zeigt. Das Bild an der Kanzel zeigt den göttlichen Kinderfreund. Schließlich sind links vom Portal die beiden nicht mehr existenten Kirchen, die Schlossapelle in Fritzenheim und das neugotische Kirchlein dargestellt. Hans Hochenegg würdigt den Kirchenschmuck als „weder zu ‘nazarenisch’ noch als ‘zu modern’ sondern als einfach gut tirolerisch“. Und an anderer Stelle schreibt Hans Hochenegg: „Durch seine verewigte Mutter, Frau Anna Fuchs geb. Weinhart, mit den Überlieferungen der Gemeinde aufs engste verbunden, war Prof. Fuchs der berufene Meister, um den Bewohnern die Vergangenheit ihres Ortes lebendig vor Augen zu führen.“

Auf Weisung der Kreisleitung Innsbruck-Stadt mit Schreiben vom 3. Juni 1938 an „Hochwürden Herrn Pfarrer Benko“ musste die Figur von Kaiser Karl I. im Kirchenfenster ebenso wie die des Bundeskanzlers Dollfuß am Deckengemälde über der Apsis wie folgt abgeändert werden: „...Sie werden beauftragt, Änderungen vornehmen zu lassen und zwar unter der Beibehaltung des Umrisses der Figur Kaiser Karls I., diese in einen Jäger (Kaiserjäger) umzugestalten. Ebenso ist die am Deckengemälde von Franz X. Fuchs angebrachte Figur von Dollfuß (sic) zu entfernen, bzw. zu übermalen, wobei im Übrigen die Gesamtwirkung an künstlerischer Beziehung nur gewinnt.“ 

Mit welchem Zynismus man dem Künstler begegnete, ist aus dem Schreiben, mit welchem dieser beauftragt wurde, die Arbeiten durchzuführen, ersichtlich: „Sie werden angewiesen, die bei genanntem Wandbild angebrachte Figur Dollfuß zu entfernen bzw. zu übermalen; Luftton. Sollten Sie irgendwelchen fachlichen Rat benötigen, so mögen Sie sich direkt mit dem Pg. (Parteigenossen, d. Vf.) Ernst Nepo, ... , ins Einvernehmen setzen.“[1]

Auch die Inschrift auf dem Fenster musste in „Zur Erinnerung an alle für das Vaterland gefallenen“ abgeändert werden. Während das Kirchenfenster von der Glasmalereianstalt in Innsbruck der Aufforderung entsprechend abgeändert wurde, übermalte man die Figur von Dollfuß nur mit Kreide in der Hoffnung, das Tausendjährige Reich werde nicht tausend Jahre währen. Gleich nach Kriegsende wurde dann die Kreide wieder abgewischt, so dass sich heute wieder das Bild über der Apsis in der ursprünglichen Form darbietet. Das Fenster wurde nicht mehr wiederhergestellt.


[1] Kirchenchronik Fritzens

Die Kirchen von Fritzens - Die Fresken (252 KB) - .PDF

01.08.2023