Ein Fritzner Bauer gewährt einem Wehrmachtsdesserteur Schutz

Foto vom Lumpererhof

Unter dem Pseudonym Erich Napol schreibt sich der ehemalige Wehrmachtssoldat Erich Lautenschläger aus Thüringen seine traumatischen Erfahrungen aus Kriegs- und Nachkriegszeit von der Seele. 

In Stalingrad schwer verwundet und nach der Genesung einer Ersatzkompanie als Schirrmeister [1] zugeteilt, kommt er im April 1945 über Seefeld in das Inntal, wo er beim Lumpererbauern in Fritzens Unterschlupf findet. Damit die betroffenen Personen nicht Schwierigkeiten bekommen, wurden Namen und Ort vom Verfasser geändert.  In seinem Buch „Ein Gebet wird erhört“ liest sich das wie folgt: 

„Wir waren im Dorf Terfens [2] am Inn einquartiert. „Mein“ Bauer war der Hofer [3] Sepp mit seiner Ehefrau Maria [4] und Sohn Erwin. Es war der 13. April 1945. Im Rundfunk sprach der Gauleiter und forderte die Soldaten auf, Widerstand bis zur letzten Patrone zu leisten. … 

Die Brücke über den Inn soll von den SS-Leuten gesprengt werden. Über den Widerstand wurde getuschelt. Man wollte die SS daran hindern. Mein Bauer hatte Vertrauen zu mir, denn er weihte mich in seine Gedanken ein. 

Die Amerikaner kamen immer näher und hatten bereits Hall eingenommen. „Sepp“, sagte ich, „wenn wir den nächsten Befehl zum Stellungwechsel bekommen, werde ich nur wenige Kilometer mitfahren und komme dann sofort zurück…. Mache in der Tenne im Heu ein großes Loch, damit ich dann mit meinem PKW sofort hineinfahren kann.“ Der Sepp hat es getan. Wir waren bereits Freunde geworden. 

In diesem Heuschober lag ich eine Nacht und hoffte, dass der Amerikaner so schnell als nur möglich im Ort einzog, damit ich nicht von deutschen Feldjägern als Fahnenflüchtiger … am nächsten Laternenmast aufgehängt werde. … „Eri, kannst außi kumma, der Ami is da!“ rief der Sepp ins Versteck. … Der Krieg war jetzt für mich vorbei.“

Erich Lautenschläger meldete sich in voller Uniform beim amerikanischen Offizier, der mit seinem Stab im Gasthaus Fritzner Hof Quartier bezogen hatte. Dieser wies ihn an, Zivilkleidung zu tragen und, da er englisch sprach, dem neuen Bürgermeister Josef Lutz v/o Lumperer Sepp als Dolmetscher zur Verfügung zu stehen.  

Nach zweimonatigem Aufenthalt in Fritzens beim Lumperer, bekam Erich Lautenschläger von den Amerikanern einen Passierschein, sodass er mit seinem Wehrmachts-DKW in seine Heimat nach Neustadt/Reuß in Thüringen reisen konnte. 

[1] Ausgebildeter KFZ-Mechanikermeister im Range eines Stabsfeldwebels einer Instandsetzungskompanie

[2] Fritzens

[3] Lutz v/o Lumperer

[4] Aurelia

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13.10.2021