Die Thierburg

Die Thierburg

Der Gnadenwald war schon zu Anfang des 14. Jhdts. stark besiedelt. Die meisten Höfe gehörten wohlhabenden Haller Bürgern. Mit einzelnen Höfen war das Jagd- und Fischereirecht verbunden.  An der Stelle eines dieser Höfe soll früher ein Kastell gestanden sein. Die Spuren davon konnte man noch um 1800 deutlich sehen. Diesen Hof kauften 1478 die Brüder Anton und Peter Rummel von Liechtenau. Peter, Kaiserlicher Rat und Tiroler Kammerpräsident, ließ 1480, nach anderen Aufzeichnungen 1488 den Hof in ein Schloss umbauen. Im nahen Lärchenwald, gegen Sporer zu gelegen, soll eine Kapelle gestanden sein. Sie war mit einem Wall umgeben, der den Maßen der biblischen Arche Noah, (300 Ellen lang und 50 Ellen breit) entsprochen habe. Tatsächlich ist nördlich der Thierburg ein Wall in der Länge von 180 m und 30 m Breite zu bemerken. Allerdings sind keine Mauerreste mehr zu finden. Aus dieser Kapelle ließ Peter Rummel das Altarbild in die Schlosskapelle der Thierburg übertragen. Dem Schloss gab Kaiser Maximilian wegen des Wildreichtums im Gnadenwald den Namen „Thierburg“. (Thier – im Mittelalter Bezeichnung für Wild).

Die Tochter Peter Rummels, Maria, war mit Blasius Hölzl verheiratet. Sie erbte den Ansitz. Blasius Hölzl war Landrichter zu Sonnenburg und Pfleger zu Völlenberg im Pustertal. Er liebte, wie Kaiser Maximilian, alles Schöne und feierte auf Schloss Thierburg rauschende Feste. Dazu wurden in den, damals noch fünf, Thierburgweihern Fische, wie Rotaugen, Karpfen, Hechte, Krebse und Aale gehalten. Im Winter wurden Eisblöcke aus den Weihern geschnitten und im Keller gelagert, um auch im Sommer kühlen Wein zu haben. Auf dem größten Weiher, der heute noch nicht ganz verlandet ist, wurden sogar Vergnügungsfahrten mit kleinen Booten für die hohen Gäste veranstaltet. Es sprach sich bald in den ärmlichen Bauernhütten herum, dass in der Thierburg ein Luxus herrsche, wie er sonst nur vom spanischen Hof bekannt war. 

1604 kaufte der Tiroler Kanzler und Geschichtsschreiber Matthäus Burglechner den Ansitz und ließ ihn mit großen Kosten renovieren. Sein Sohn Jakob häufte jedoch so viele Schulden an, dass er die Thierburg wiederverkaufen musste. Diese wurde schließlich von Dr. Paul Weinhart gekauft und verblieb durch 170 Jahre im Besitz der Familie. 

Am 17. Juli 1670 erschütterte ein starkes Erdbeben Teile Tirols. Dabei wurde die Thierburg derart beschädigt, dass sie lange Zeit nicht mehr bewohnt werden konnte. Erst 1672 richtete man sie wieder her. Der im Osten gelegene Fürstentrakt wurde jedoch nicht mehr aufgebaut. Am Beginn des 20. Jahrhunderts trug man ihn vollends ab und verwendete die Bausteine zum Wiederaufbau des abgebrannten Voreggenhofes. 

In die Thierburg war das Werlgut mit Wohnhaus für den Pächter bzw. Verwalter, Stallungen und Futterhaus eingeschlossen. Danach ist der alte Weg zur Thierburg benannt.

Heute ist die Thierburg im Besitz der Familie v. Liphart. Guido v. Lipphart ließ am Ende des vorigen Jahrhunderts die Wirtschaftsgebäude abtragen und restaurierte mit sehr großem Einsatz und ebensolchem Kunstverständnis die historischen Gebäude, die die Familie seither bewohnt. 


Adolf Höpperger

Ortschronist

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04.08.2021