Die Kreidefeuer

Eggenhof

Die Lage des Voreggenhofes auf 820 m Seehöhe hoch über dem Inntal war einer der „Kreidefeuerplätze“ in Tirol. Die im Mittelalter und noch später in Tirol gebräuchlichen Signalfeuer zum Aufgebot in Kriegszeiten hießen ursprünglich „Kreienfeuer“. In diesem Wort steckt das französische crey, das schreien, rufen aber auch Kriegsruf bedeutet. Erst in der Neuzeit hat sich das aus dem Italienischen entlehnte crida im Wort Kreidefeuer eingebürgert, was aber mit der Schreibkreide nichts zu tun hat.


Mit diesen Feuern wurden in Kriegszeiten die Männer des Landes „an der Etsch und im Gebirge“, wie Tirol damals hießzu den Waffen gerufen, um die Grenzen gegen andrängende Feinde zu verteidigen. Dafür brauchten sie keinen Kriegsdienst außerhalb ihrer Grenzen zu leisten (Tiroler Landlibell von 1511). Das Passland war nämlich ein unverzichtbares Bindeglied zwischen Italien im Süden und dem deutschen Reich im Norden.


In der „Kreidefeuerverordnung‘“ von 1507 wird angeordnet, wo und wie „Kreidefeuer“ zu errichten sind: Für unsere Gegend werden folgende „Kreidefeuerstellen“ genannt: „Gegen Under Ynthal: Schloss Thaur, Schloss Friedberg, Vollandsegg (Voreggenhof), Freundsberg und Tratzberg“. An den Feuerstellen mussten zwei Holzstöße errichtet werden, die 8 Klafter voneinander entfernt waren, damit sie auch als“ Kreidefeuer“ erkannt werden konnten. Entweder war eine 5 bis 6 m hohe Latte (Lärmstange) mit Stroh, Holzscheiten und Pechkränzen zu umwinden, oder man musste zwei alte Fässer aufstellen, die mit Stroh, Reisigbündeln und genügend Pech zu füllen waren. Ausdrücklich wird aufgetragen, „man solle auf verlässliche und nüchterne Wächter achten.“


Zum letzten Mal wurden die „Kreidefeuer“ 1809 angezündet, um die Tiroler zum Aufstand gegen die napoleonische Besatzung zu rufen. 


1996, im Gedenkjahr „1000 Jahre Österreich“, errichteten die Kinder der dritten Klassen der Fritzner Volksschule mit Hilfe des Voreggerbauern nochmals einen großen Holzstoß und entzündeten ihn unter Teilnahme vieler Fritznerinnen und Fritzner als „Millenniumsfeuer“.

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07.07.2022