Die Kirchen von Fritzens - Teil 2

Abbruch des Kirchenturms

Msg. Josef Grinner und BM Jakob Zimmermann erkannten die Not und überlegten, wie Abhilfe geschaffen werden könne. Man dachte an einen Anbau an das bestehende Kirchlein. Um die nötigen Geldmittel sicherzustellen, legte BM Jakob Zimmermann 1927 einen St. Johanneskirchenbaufonds an. Er baute ein Modell und stellte es als Bienenhaus (für einen Stock) im Garten auf. 

Über den Kirchenbau schreibt er in seiner Familienchronik wie folgt:

„1932 am 15. Dezember war die Entschlussversammlung zum Kirchenbau Fritzens. Nach hin- und herwiegen der Ansichten wurde in der gleichen Versammlung der Entschluss gefasst, die Kirche zu bauen. Ein gewähltes Komitee ging aus dieser Versammlung hervor. Meine Wenigkeit bekleidete die Obmannstelle. Die Versammlung war schön und Eindrücke sehr gut, bleibt immer ein Ehrentag der Gemeinde Fritzens. Der Herr Comerz. (sic) Franz Rainer spendete am Schluss 1 hl Wein, welcher erst recht die Zunge löste, es hat mir dort fast jeder einzeln bezeugt. Ich werde tun, was ich kann, so ist es auch geblieben. Am 19. Dezember 1932 wurde mit den Vorarbeiten begonnen. Pläne und anderes brauchte oft viele Worte und Kampf. Die Arbeiter sahen bei der dortigen Arbeitslosigkeit Arbeit und Verdienst.“ 

Am 19. Dezember 1932 wurden die Hausbesitzer von Fritzens zu einer Besprechung eingeladen bei der beschlossen wurde, dass jeder Waldbesitzer 5 fm Holz zu liefern, die Fuhrwerksbesitzer 20 Fuhrschichten und 30 Handarbeitsschichten und die kleinen Hausbesitzer 12 Schichten zu leisten haben. 

Bei der Bauverhandlung am 7. Februar 1933 wurde der Plan von Baumeister Sollerer von Baurat Menardi vom Landesbauamt als unzeitgemäß verworfen und Architekt Matzel mit der Neuplanung beauftragt. 

Und weiter berichtet Jakob Zimmermann in der Familienchronik:

„Die Bauarbeiten wurden dem Baumeister Alois Wörle übertragen. 99 Tage waren dessen Arbeiter hier, und die Kirche stand mit ihrem Weiß bis auf die Inneneinrichtung fertig, das zur Freude aller. 

Zur Ehre aller sei es hier niedergeschrieben, alles hat mitgetan, es war während der ganzen Bauzeit eine frohe Stimmung im Dorf. Hatte von Seiten der Bewohner während der ganzen Bauzeit als Obmann und Bürgermeister nie Leid zu tragen. Alles war gleichen Sinnes: ‘Wir bauen dem Herrgott ein Haus.“

Als Berater des Kirchenbauvereines konnte Baurat Menardi aus Innsbruck, ein Fachmann auf dem Gebiet des Kirchenbaues, gewonnen werden. Arch. Baumeister Hans Watzel aus Innsbruck hatte eine Warmluftheizung in der Form vorgesehen, dass im Untergeschoß des Turmes ein großer gusseiserner Ofen einen kleinen Raum erwärmte, von dem mittels Gebläse die Warmluft durch Schlitze in der Mauer in das Kirchenschiff geblasen wurde. Leider wurde meist, so Zeitzeugen, nur Rauch in die Kirche geblasen, so dass die Heizung bald wieder stillgelegt werden musste. Der Ofen und das Gebläse befinden sich noch heute an ihrer Stelle.

Am 13. März 1933 wurde mit dem Abbruch des Turmes der alten Kirche der Neubau begonnen. Am 20. März 1933 feierte Msg. Grinner als letzten Gottesdienst die Jahrmesse für den verstorbenen Müllerbauern Andrä Strasser. Anschließend wurde das Allerheiligste in feierlicher Prozession in das Widum übertragen. Der Abschied von der alten Kirche fiel vielen, die mit ihr groß und alt geworden sind, nicht leicht.

Um weiterhin die Sonntagsgottesdienste feiern zu können, wurde noch im März im Friedhof eine Notkapelle errichtet und die zwei Glöcklein auf einem „Galgen“ aufgehängt. Die Werktagsmessen wurden wieder in der Jodlerkapelle gefeiert.

Am 7. April 1933 wurden die 15 eingegangenen Offerte eröffnet und am 10. April dem Baumeister Wörle aus Innsbruck die Arbeit übergeben. 

Die Kirchen von Fritzens - Teil 2 (143 KB) - .PDF

01.05.2023