Die Kirchen von Fritzens - Teil 1

Kirche Fritzens

Wie bereits im Kapitel zum Fritzner Haupt erwähnt, befand sich im ersten Stockwerk des Ansitzes Fritzensheim eine kleine Hauskapelle.

Als um das Jahr 1637 die Fischer Lener vom Marxen und Riedmüller vom Lumperer einen Christuskopf mit Dornenkrone auf dem Inn herantreiben sahen, bargen sie diesen und brachten ihn in die Hauskapelle des Ansitzes Fritzenheim zur allgemeinen Verehrung. Der starke Zustrom der Gläubigen zum wundertätigen „Fritzner Haupt“ mag der Anstoß gewesen sein, dass der damalige Besitzer Martin Riedmüller, Bürger und Frohnweger zu Hall, an der nördlichen Außenmauer ein Kirchlein anbauen ließ, das am 5. August 1648 der Brixner Weihbischof Jesse Berghofer dem Hl. Johannes den Täufer geweiht hat. Bald wurde das Kirchlein zur vielbesuchten Gnadenstätte. 

Der Bau war noch ganz im gotischen Stilempfinden errichtet, mit steilem Dach und spitzem Kirchturm. Ein altes Inventar von 1652 zeugt von einer sehr reichhaltigen Innenausstattung. Das Altarblatt, eine Madonna mit Kind, ist im Besitz der Weinhart-Nachkommen (Familie Grass). 

Laut Stiftsbrief vom 1. September 1651 stiftete Martin Riedmüller in dieser Kirche „auf ewige Zeiten“ 52 Hl. Messen und 2 Lobämter jährlich. Die Kandlerbäuerin, Maria Abfalter, zahlte noch bis in die Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts die Meßstipendien nach Baumkirchen. 

Johann Mayr, Wirt und „Gastgeb“ zu Schwaz, stiftete 65 Gulden, dass „alljährlich am Kirchweihfeste in der Früh um halber Sechsuhr eine laute oder gesungene Hl. Messe celebriert wird.“

Ebenso stiftete der Gastwirt Johann Naupp „Seiner Hochfürstlichen Gnaden zu Salzburg Heyduk“ sechzig Gulden, damit auf „weltewige Zeiten“ in dieser St. Johanneskirche am Tage der Kreuzauffindung (14. September) eine Hl. Messe „appliziert“ wird.

Als in den Jahren 1856/57 die „k. k. privilegierte Südbahn“ durch das Unterinntal gebaut wurde, stand das Kirchlein dem technischen Fortschritt im Wege und fiel 1857 der Spitzhacke zum Opfer. Der Verlobte der Anna Weinhart, der Besitzerin von Fritzenheim, Stadtkoch und Vizebürgermeister von Hall, Josef Fuchs, riet den Weinhartschen Besitzern von der Bahn als Ablösesumme für den Verlust des Kirchleins, eine gleich große Kirche in der Dorfmitte bauen zu lassen. Schließlich bezahlte die Bahn aber nur 3.000 Gulden.

Erst sechs Jahre später, 1863, die Hl. Messen wurden in dieser Zeit in der von Josefa von Payr erbauten Jodlerkapelle gelesen, wurde unter Vorsteher Johann Speckbacher in der Ortsmitte westlich vom Plankenhof eine Kirche im neugotischen Stil erbaut, welche jedoch erst am 21. Juli 1886 von Fürsterzbischof Dr. Aichner wieder dem Hl. Johannes den Täufer geweiht wurde. Das Hl. Fritznerhaupt wurde hierher übertragen. 

Im Jahre 1913 wurde unter der Bedingung, dass vor dem Tabernakel das „Ewige Licht“ brenne und mindestens einmal pro Woche eine Heilige Messe gelesen werde, bewilligt, in der neuen Kirche das Allerheiligste aufzubewahren.

Im Jahre 1922 wurde die Kirche renoviert, 1928 der Altar neu gefasst, ein neuer Tabernakel eingebaut und ein zweiter Notaltar aufgestellt. Die Kosten für die Renovierung des Altars und des neuen Tabernakels in der Höhe von 1.000,-- Schilling trug der Besitzer des Hubertus- und des Fritzner Hofes KR Franz Rainer. Karl Hausberger, der die Bahnhofsrestauration bewirtschaftete, spendete eine Monstranz im Werte von 1.000,-- Schilling. Bei der Bezahlung kam es zu folgendem Missverständnis:

Als die Monstranz geliefert wurde, hatte Herr Hausberger nicht das ganze Geld für die Bezahlung vorrätig. Daher wandte sich Msg. Grinner an Herrn KR Rainer mit der Bitte, den Restbetrag zu bezahlen. Der Bitte kam KR Rainer nach und gab Msg. Grinner das Geld. Später gab auch die Familie Hausberger den Restbetrag Msg. Grinner, so dass am Ende die Monstranz zweimal bezahlt worden ist. Beide Geldgeber waren der Meinung, die Monstranz bezahlt zu haben, während Msg. Grinner das überschüssige Geld zur Anschaffung von Paramenten verwendet hat, ohne jedoch jemanden etwas zu sagen. 

Die Geschwister Julie und Johann Moser vom Plankengut spendeten einen Messkelch. 

Das Bevölkerungswachstum durch das Aufblühen der Industrie in Wattens und Fritzens ließ die Kirche bald zu klein werden. Allein die Schulkinder füllten die wenigen Kirchenbänke.

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01.04.2023