Der Überfuhrgeist

fähre

Etwas flussaufwärts von der heutigen Innbrücke, war eine Seilfähre über den Inn. Der Fährmann, der auch Innfischer war, errichtete an der Anlegestelle auf der Fritzner Seite eine Herberge aus Holz, das „Überfuhrhäusl“. Dort konnten Reisende übernachten, wenn es für eine Überfuhr schon zu spät war, oder das Wetter und die Strömung des Flusses ein Übersetzen nicht zuließen.

Einmal kehrte ein Zimmermann mit seinen drei Gesellen im Überfuhrhäusl ein. Sie zechten bis spät in die Nacht hinein, so dass an eine Weiterreise nicht mehr zu denken war. Um Mitternacht, es war Neumond, lösten sie in ihrem Übermut das Fährboot vom Steg und fuhren auf den Fluss hinaus. Sie wollten „schwarz“ fischen. Der Inn führte Hochwasser. Kaum hatte sich das Boot vom Ufer gelöst, erfasste es die Strömung und riss es mit. So sehr die Burschen auch ruderten, sie konnten gegen die reißenden Fluten nichts ausrichten. In einem Strudel flussabwärts schlug das Boot um. Alle ertranken. Wie lange man auch in den nächsten Tagen suchte, die Leichen konnten nicht mehr gefunden werden.

Bald darauf begann es im Überfuhrhäusl zu spuken. Fast in jeder Nacht hörten die Wirtsleute, wie leere Bierfässer über die Kellerstiege polterten. Auch wurde mit Fäusten an die Hauswand gepocht und laut Einlass begehrt. Wenn man Nachschau hielt, war nur pechschwarze Nacht vor der Tür, und das Rauschen des nahen Flusses zu hören. 

Das Leben im Überfuhrhäusl wurde bald unerträglich. Keine Kellnerin hielt es mehr lange aus. Drei kündigten in kurzer Zeit den Dienst auf. Erst als die Wirtin im nahen Johanneskirchlein im Ansitz Fritzensheim drei Messen für die armen Seelen der ertrunkenen Burschen lesen ließ, hörte der Spuk auf.

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23.06.2022